„Next Gen MSP. So wurde vor kurzem eine Entwicklungsstufe von Managed Service Providern in einem Vortrag genannt.
Zuerst die allgemeine Frage: Gibt es Evolutionsstufen, also Reifegrade von MSP? Im Vortrag wurde von Next Gen MSP gesprochen und sogar den Next Gen MSP 2.0.
Und es gibt ja auch vermeintliche Stufenmodelle für IT Services warum nicht auch für Managed Service Provider?
In meiner Sicht sind Reifegradmodelle eine Darstellung von möglichen Entwicklungsstufen, die pointiert etwas aufzeigen, aber für mich keine Handlungsanweisung darstellen. Das vorab. Und sie verallgemeinern sehr stark, um überhaupt zu einer Aussage zu kommen, auch das macht die Ableitung für das eigenen Unternehmen schwierig. Jedes Unternehmen steht für mich an einem individuellen Entwicklungspunkt und das ist gut so. Wichtig sind die wesentlichen Trends zu kennen und eine Anwendung für sich zu prüfen.
Definition, was ein MSP ist
Leitsatz-1: Nicht alles, was monatlich abgerechnet wird, ist ein Managed Service
Softwaremiete ist Handel mit monatlicher Abrechnung, also wiederkehrender Umsatz, englisch MRR, aber kein Managed Service. Der MRR ist für mich also größer als der Managed Service Umsatz. Ab wann ist etwas keine Softwaremiete mehr, sondern ein Managed Service und müssen wir das unterscheiden? Oder ist O365 auch ein Managed Service, nur nicht von uns sondern von Microsoft gemanaged? Nämlich betrieben, abgesichert und aktuell gehalten. Also, wo fängt die Eigenleistung an, so dass etwas ein Managed Service wird? Wenn ich mehrere Lösungen bundele, ausrolle und automatisch aktualisiere? Auch wenn also alles vollautomatisch läuft?
Nehmen wir Backup als Beispiel? Wenn ich mir ein Backup in einem Portal kaufe, kurz selbst einstelle, was gebackuped wird und dann läuft jede Nacht mein Backup in die Cloud. Sonst passiert nichts, ist das ein Managed Service? Wir haben keine Bündelung von Diensten und keine Zusatzleistung. Das ist eine reine konfigurierte Software, unabhängig davon, was sie macht. Das ist doch Handel, oder? Wenn jetzt ein Service dazugeschaltet wird, so dass die Korrektheit der Sicherung überprüft wird oder Rücksicherungen getestet werden, dann ist das etwas, das die Grundlösung nicht mehr bietet und mein ServiceProvider für mich aufgebaut hat. Dann habe ich einen Managed Service.
Leitsatz-2: Managed Service steht für Erweiterungen einer Lösung durch definierte wiederkehrende Tätigkeiten, die nicht durch die Lösung selbst und den Hersteller geliefert werden.
Zum einen durch die Installation, Updates und Funktionssicherstellung einer Lösung. Dann wird eben nicht nur eine Lösung gehandelt, sondern sie wird betrieben. Oder wenn zusätzliche eigene Leistungen ergänzt werden, wie zum Beispiel das Testen der Rücksicherung, das Einstellen von Alarmen und ähnliches. Oder man schaltet eben auch einen User Helpdesk dazu und hilft bei Störungen.
Leitsatz-3: Ein Managed Service hat einen Festpreis
Spielt es für einen Managed Service eine Rolle, wie er abgerechnet wird? Wenn ich die gleiche Helpdesk Leistung in der gleichen Güte und mit den gleichen SLA erbringe und sie nach Aufwand abrechne, ist das dann kein Managed Service? Ja, das macht einen großen Unterschied, weil ich dann eben nicht mehr den Nutzen bezahle, sondern die Arbeitszeit. Und damit ist es für mich kein Managed Service, auch wenn die Leistung als Service klar definiert wurde.
Gibt es jetzt klare Entwicklungsstufen für Managed Service Provider?
Wie ist es mit der These des Next Gen MSP 2.0? Im Namen ist alles drin, was spannend klingt 🙂
Inhaltlich machten den Next Gen MSP 2.0 laut dem Vortragenden die folgenden drei Merkmale aus:
- Ein Self Service für Dienstleistungen
- Ein Baukastensystem für Services
- Und die Multi Cloud Kompetenz
Ist das jetzt schlimm, wenn man das alles nicht hat? Beruhigenderweise ist das krass formuliert in meinen Augen egal. Denn für mich gibt es nicht das eine Reifegradmodell oder das eine 360 Grad Managed Service Konzept, dem ich nur folge und dann wird alles prima. Der eigene Erfolgsweg wird definiert durch eine wirksame Strategie, die die eigenen Stärken, die beste Zielgruppe und ein klares Service Nutzenversprechen zusammenführt und stimmig vereint. Wenn man schon verallgemeinert, dann gibt es drei Zielgruppen KMU, Mittelstand, Großunternehmen und es gibt vielleicht Erfolgsfaktoren pro Zielgruppe:
Zielgruppe A) KMU ohne eigene IT oder sehr wenigen Admins
Was sind wichtige Trends, die zu beachten sind? Technisch: Security und Cloud und das ist nicht neu, aber in meiner Wahrnehmung noch viel zu tun für Systemhäuser, um gute Managed Services aufzubauen. Strategisch: Fokussieren und automatisieren, im Zweifel auf Features verzichten und ein gutes System aus maximal wenigen Tools aufbauen. Das, was der Next Gen MSP 2.0 macht, spielt hier absehbar keine Rolle. Permanente Weiterentwicklung statt Sprünge zu neuen Stufen wirkt.
Zielgruppe B) Mittelstand bis 10 interne ITler
Was sind wichtige Themen, die für die Zukunft zu beachten sind? Wie gelingt es, die technischen Kompetenzen zu Managed Services weiterzuentwickeln? Das ist die spannende Aufgabe, damit die Eigenleistungen des Kunden durch möglichst wirksame Services ergänzt werden können. Die Aufgabe ist aus verallgemeinert ausgedrückt, bisherigen Professional Services oder Consulting Services standardisierte Managed Services mit einer dauerhaften wertigen Leistung zu erarbeiten, die bei mehreren Kunden gleichartig erbracht werden können.
Zielgruppe C) sind die Großunternehmen
Was sind hier wichtige Themen für die Zukunft? Am ehesten noch die Next Gen MSP Inhalte aus dem Vortrag. Wenn Multi-Cloud relevant wird, dann bei größeren Unternehmen. Allerdings eher im gewollten Parallelbetrieb und nicht als Alternativen für die gleiche Leistung mit einem Brokerage nach Preis. Und bei Cloud-Services sind Baukastensystem und Self-Services vermutlich hilfreich, um in eine gute Skalierung zu kommen und auch eine gleichbleibende Qualität zu liefern. Ob diese Standards irgendwann auch zu den Zielgruppen A und B kommen, werden wir sehen. Im Moment ist das für mich nicht der Fall.
Vielleicht stellt Ihr euch jetzt die Frage, wie Ihr Eure Weiterentwicklung mit Managed Services am besten angeht, wenn Ihr auch der Meinung seid, dass ein Kopieren bestehender Modelle nicht ausreicht. Wenn Ihr für Euer Managed Service Wachstum eine objektive externe Meinung und realisierbare Impulse nutzen wollt, dann sprecht mich gerne auf meine Leistung des „Systemhaus Audits“ an. Ihr profitiert von Erfahrungswerten und Entwicklungen vieler anderer Systemhäuser und erhaltet Eure individuelle Markteinschätzung und Ansätze für Euer Wachstum.
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